Enteignet HORNBACH!

Bis vor kurzem ließ sich in der Berliner Torstraße 166 das Haus der Vorstellung besichtigen und um dies vorwegzunehmen, nein, ich habe diesem Kunstevent nicht beigewohnt. Wohnen ist allerdings ein gutes Stichwort: Die HORNBACH Baumarkt AG rühmt sich, Initiator dieses “Projekts” zu sein. Versprechen sich Firmen vom üblichen Kunstsponsoring meist “nur” einen recht abstrakten Imagegewinn, hat HORNBACH die Hure Kunst längst in die Knie resp. die Baumarktkasse gezwungen:

Mit der “Torstraße 166 – Das Haus der Vorstellung” hat HORNBACH ein Projekt ins Leben gerufen, das die Vorstellungskraft der Menschen anregen soll. So zeigen in 12 Wohnungen internationale Künstler, was jenseits der standardisierten 3-Zimmer-Küche-Bad-Wohnkultur möglich ist. HORNBACH wünscht eine anregende Wohnungsbesichtigung und hofft, Sie nehmen ein paar Zentner Inspiration mit nach Hause.

Und in reklametypischer Redundanz ergänzt der Vorstandsvorsitzende Albrecht Hornbach:

HORNBACH freut sich, wenn auch Sie zu einer kurzen Wohnungsbesichtigung vorbeischauen, um sich zu Ihrem nächsten Umbau inspirieren zu lassen. Sie wissen ja, wo Sie alles dafür Notwendige samt Hilfestellung bekommen. In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Ausstellung wünsche ich allen Heimwerkern und sonstigen Künstlern.

Es ist nicht diese Verächtlichmachung von Künstlern die mich ärgert, denn jene, die Schlange stehen um sich für kleines Geld von HORNBACH korrumpieren zu lassen, verdienen nichts besseres, als Heimwerkern untergeordnet zu werden. Es ist etwas anderes: Auf der Rückseite der 48seitigen, in unbescheidener Auflagen gedruckten, kostenlosen DIN A3 großen Tabloid-Zeitung zur Ausstellung, die – ganz nebenbei – HORNBACH zwei Seiten Werbung einräumt, 16 Mal beim Namen nennt und der zudem, fast hätte ich es vergessen, ein 64seitiges HORNBACH-Prospekt beiliegt, auf der Rückseite dieser Zeitung wird der Name des Frühsozialisten und Philosophen William Godwin geschändet (siehe Abb.).

So unverschämt, anmaßend und vulgär ist Baumarktreklame am Beginn des 21. Jahrhunderts. Und wie antwortet die Kunst des 21. Jahrhunderts? Eine, die die Enteignung HORNBACHs nicht (wenigstens im übertragenen Sinn) fordert, ist keine – eine, die dies schaffte, wäre groß.

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