Soldat Stefan Raab

Stefan Raab ist ein Kotzbrocken. Seine stets selbst angelachten und erklärten “Witze” sind keine. Humor liegt dem Fleischer im allgemeinen eben nicht gerade im Blut. Doch für einige existentielle Lebensfragen erhielt der Metzgergeselle im Familienbetrieb ausreichend Anschauungsunterricht. Im Mediengeschäft sollte sich dieser für ihn als sehr nützlich erweisen.

Früher kannte man eine fast niedlich anmutende Ellenbogengesellschaft, heute reicht das längst nicht mehr. Stefan Raab ist der prototypische Vertreter einer neomedialen Brachialpräsenz; er ist das hormonschwangere Schlachtschiff der Spaßgesellschaft des 21. Jahrhunderts (und dabei seltsam asexuell).

Das “freundliche Desinteresse” (H. Köhler) dieser Spaßgesellschaft an der Bundeswehr reicht nun nicht mehr, “unsere” “Freiheits”-Kämpfer am Hindukusch (P. Struck) und in aller Welt verlangen aktive Affirmation. Raab weiß, wo er seinen Mann zu stehen hat. Y., das Magazin der Bundeswehr, fragte ihn jüngst:

Könnten Sie sich denn vorstellen, als Entertainer zur Truppenbetreuung nach Afghanistan zu kommen?

Antwort Raab:

Das ist durchaus vorstellbar […].

Bis es soweit ist, gab Raab an seiner tv-totalen Heimatfront der Big Band der Bundeswehr in den vergangenen Tagen Gelegenheit mit flottem Sound das Trugbild einer demokratischen Weltverbesserungsarmee in Friedensmission zu festigen.

Und man hätte drauf kommen können: Das Orchester ist natürlich eine sozialdemokratische Erfindung. Der der Bundeswehr und ihrer Vorgängerarmee eng verbundene damalige Verteidigungsminister Helmut Schmidt sorgte 1970 für dessen Gründung. “Sozialdemokratie, Militär und Volksschule, wie sind sie identisch”1, wußte Carl Einstein schon 1914.

Doch zurück zu Stefan Raab. Bei ihm, so Thomas Wagner in junge Welt, sei das Orchester

offensichtlich an der richtigen Adresse. Sein Publikum ist überwiegend im wehrfähigen Alter, und so umfänglich wie der dauergrinsende Showmaster hat sich seit langem kein Unterhaltungskünstler mehr für die Rekrutierungsmaßnahmen der heute wieder Kriege führenden Streitkräfte einspannen lassen. […]

Daß er selbst eine treibende Kraft des Militainment im deutschen Fernsehen ist, hat Stefan Raab wiederholt unter Beweis gestellt. Erst im Juni dieses Jahres hat er sich als Tubist beim Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg gezeigt. Anlaß war die Teilnahme dieser Einheit an der von Raab initiierten Autoball-Europameisterschaft.

Wie solche Kooperationen angeleiert werden, darüber gibt die Homepage seiner Sendung bemerkenswert offenherzig Auskunft. Auf Einladung von Oberleutnant zur See Stefan Wolter von der Marinefliegerflottille der Bundeswehr war Raab mit seinem Filmteam am 15. August 2000 nach Wilhelmshaven gereist, um für seine Sendung “TV Total” die Rubrik “Raab in Gefahr” zu drehen. Zwecks Nachwuchswerbung hatte die Marine im Rahmen der Expo 2000 dort einen Pavillon aufgebaut. Die Grundidee der Story war dem Raab-Team von seiten der Marine unterbreitet worden.
[Links: URINTINTE]

Soldat Raab macht sich mit dieser Art von Propaganda zum männlichen Pendant dessen, was Max Goldt einmal so hübsch Infotainmentmuschi nannte: zum Militainmentpimmel.

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