Ein Jahrhundertwerk

Erst kürzlich habe ich erfahren, daß Fred K. Prieberg schon vor über einem Jahr gestorben ist. Mit dem Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945, bisher nur auf CD-Rom erhältlich (z.B. in der ZLB), hat er noch zu Lebzeiten sein Lebenswerk veröffentlicht. Fast 10.000 Seiten NS-Musikgeschichte – es werden nicht viele größere Verbrecher und kleinere Mitläufer seiner Akribie entkommen sein. Ich bin auf sein Werk gestoßen, als ich auf der Suche nach einem NS-Musiker war, dessen SA-Totenmarsch schon vor 1933 über Berliner Friedhöfe dröhnte: Lotar Olias1, der anschließend in der Bundesrepublik eine unbefleckte Karriere als Schlager- und Musicalkomponist hinlegte. Nirgends sonst als in Priebergs Arbeit habe ich einen Hinweis auf das Text- und Notenheft Die Soldaten der neuen Zeit2 gefunden, in dem Olias auch seinen Antisemitismus dokumentiert. Zur Herausgabe der ersten Auflage des Handbuchs war der Journalist Tilman Jens bei Prieberg zu Gast und es ist ein sehenswertes Portrait des menschenscheuen Musikwissenschaftlers entstanden:

 

  1. siehe auch: Arndt Beck / Markus Euskirchen, Die beerdigte Nation, Berlin 2009, S. 92ff.
  2. Willi Trubach (Hg.), Die Soldaten der neuen Zeit! 1933-1934 – Sammlung neuester nationaler Lieder und Dichtungen mit Notenbeispielen, Berlin o.J. (1934)
    Gefunden habe ich es im Bestand der Staatsbibliothek Berlin, im Katalog (StaBiKat) ist es merkwürdigerweise nicht zu finden – bei Interesse lohnt die Nachfrage.

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