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17. Februar:
Das Protokoll meiner Zeugenaussage ist bereits fertig. Mit einem Taxi fährt man mich durch ganz Moskau und kleidet mich ein. Morgen, sechs Uhr in der Früh, muss ich zu Chomic kommen. Ich werde nach Nürnberg fliegen. Es ist schon lange her, dass mich ein so starkes inneres Erleben beherrschte. Ich stand zehn Minuten vor meiner Wohnung und habe sie nicht erkannt. Ich spüre die enorme Verantwortung meiner Reise. Ich bete, dass die ausgelöschten Seelen der Ermordeten durch meine Rede Klage führen. Ich will Jiddisch reden. Unbedingt Jiddisch. Ich habe darüber mit Erenburg, mit dem Ankläger Smirnov und allen anderen gesprochen. Ich will in der Sprache des Volkes sprechen, welches sich die Angeklagten anmaßten auszurotten, zusammen mit seiner Sprache. Man soll unsere Muttersprache hören. Man soll unsere Sprache hören und Alfred Rosenberg soll vor Wut platzen. Möge meine Sprache in Nürnberg triumphieren als ein Symbol von Unvergänglichkeit.